Grob gesagt: Ja, das scheinen die Pläne von Napster-Mitgründer Sean Parker zu sein. Napster und Kinofilme zum Start in den Lichtspielhäusern zu Hause schauen können? Legal? Ja, in der Tat. Wer Napster noch von früher kennt, wird sich wohl zuerst einmal fragen, wie das zusammen passt. Da Napster seit geraumer Zeit legal Musik anbietet, geht es aber natürlich auch hier um ein legales Angebot. Mal abgesehen davon, dass es für eine solche Lösung, wie Parker sie anstrebt, auch mal Zeit wird, mag die Idee auf der anderen Seite sicherlich nicht ganz neu sein. Dennoch dürfte Parker wohl gute Aussichten auf Erfolg haben, wenn man den aktuellen Meldungen glauben schenkt.
Laut filmstarts.de hat Parker für sein ‘Screening Room’ genanntes Projekt tatsächlich namenhafte Unterstützer gewinnen können, als da wären Steven Spielberg, Peter Jackson, J.J. Abrams, Ron Howard und Brian Grazer. Wenn man den Infos von filmstarts.de entnehmen darf, hat Parker für das Projekt bereits konkrete Pläne und zumindest schon eine Firma gegründet, an denen eben genannte Regisseure zum Teil auch finanziell beteiligt sind. Dass die Sache also zumindest nicht vor einem ersten Versuch zu scheitern droht, wird noch durch die Tatsache bestärkt, dass Verhandlungen mit großen Kinobetreibern laufen, um diese für Screening Room zu begeistern. Erste positive Rückmeldungen scheint es bereits zu geben, da AMC als eine der größten globalen Kinokette dem Unterfangen als wohlgesonnen gilt und kurz vor einer Zusage stehen soll. Auch Filmverleiher wie Universal, Sony und Fox zeigen wohl reges Interesse. Wie Parker das erreicht hat bzw. erreichen möchte?
Als Technikfreak dürften sich bis zu dieser Zeile bereits einige Leser gefragt haben, wie sich Parker vor Raubkopien schützen möchte. Der größte Dorn im Auge der Contentindustrie. Die Lösung ist an sich recht simpel, wenngleich sicher auch nicht dauerhaft vor Raubkopierern geschützt. Parker und Konsorten gedenken eine Streamingbox für $150 auf den Markt zu bringen. Diese soll die Filme geschützt in die heimischen Wohnzimmer bringen. Allerdings plant er, für jeden weiteren Film $50 zu kassieren. Auf den ersten Blick viel Geld für einen einzigen Film. Abgesehen davon, dass man den Film aber ohne andere – oder eben nur mit ausgewählten – Gästen daheim in Jogginghose direkt zum Release schauen kann, Kosten für Getränke und Knabbereien minimiert werden, kann sich das schon rechnen. Als weiteres Argument für diesen Preis bringt filmstarts.de Familien mit ein, bei denen sich diese Summe pro Film bei vier Leuten im Kino allein schon rechtfertigen kann. Ebenso könnte auch der Zeitfaktor eine Rolle spielen. Immerhin möchten vielleicht auch Eltern mal wieder einen Kinofilm genießen, ohne sich um einen Babysitter kümmern und den Abend vielleicht eine Woche im Voraus planen zu müssen. Das Argument, mit welchem sich AMC – und sicher auch andere Kinobetreiber – am meisten locken lassen dürften, ist die Idee, diese an den Einnahmen zu beteiligen. Geld eben. Genauer gesagt sollen die Kinobetreiber von jeden $50 pro Film $20 abbekommen. Der Nutzer erhält dafür zwei Kinofreitickets für den jeweils gekauften Film. Ob diese dann übertragbar sind, ist der News nicht zu entnehmen. Was der Nutzer, der lieber daheim die Filme schauen möchte, letztlich von den Freikarten hat, ist also offen. Ob es andere Preismodelle geben wird, ist fraglich. Vorstellbar wäre für mich demnach auch ein günstigeres Angebot ohne Freikarten, was aber immer noch oberhalb der $30 liegen könnte und deren Differenz zu den 30 USD trotzdem an die Kinobetreiber und Verleihe ausgezahlt würde. Natürlich wird Srceening Room vorerst in den USA starten. Eine weltweite Ausweitung in andere Länder wird also sicher vom Erfolg dort abhängen.
Vom Konzept her eine prima Sache, was meine Meinung angeht. Zweifel am dauerhaften Erfolg habe ich dennoch. Auch wenn die Übertragung durch DRM oder eine Verschlüsselung geschützt und erst von der Box decodiert werden soll, bleibt schließlich die Möglichkeit, ein Aufnahmegerät zwischen Box und TV zu klemmen und den Film in bester Raubkopiererqualität ins Netz zu stellen. Was hier dann digitale Wasserzeichen nützen, ist fraglich. Notfalls macht sich ein Raubkopierer eben die Mühe, den Film in optimaler Heimkinosituation vom TV abzufilmen. Der Ton ließe sich zumindest bei den US-Filmen anfangs dann direkt per Audio Out vom TV an den Microeingang der Kamera klemmen. Potential für Raubkopierer ist hier jedenfalls da. Und die lassen sich bei gewerbsmäßigem Betrieb ihres Hobbys und massig Werbeeinnamen auf diversen Plattformen sicher auch nicht von den $50 pro Film abschrecken. Und an die Keylisten für den damaligen Premiere-Empfang können wir uns sicher auch alle noch erinnern.
Was denkt ihr also? Würdet ihr ein solch legales Angebot annehmen? Glaubt ihr an Raubkopien in bester Qualität? Könnte das Konzept sich durchsetzen oder wird es scheitern?