Smartphones im Zusammenhang mit der Wirtschaftslage

Angeregt von einem Beitrag von Patrick Graber auf Google+ zu einem Videoleistungsvergleich zwischen iPhone 4S und Samsung Galaxy S2 griff ich die Aussage eines Kommentierenden auf, er mache sich mehr Gedanken über die aktuelle Wirtschaftssituation. Da ein anderer Kommentator sich das Thema unter diesem Beitrag verbat, weil es nicht zum Beitrag gehöre, erwiderte ich, beides stünde jedoch im Zusammenhang. Patrick Graber äußerte daraufhin Interesse an einer solchen Diskussion, so dass ich entschied, hier einen Beitrag zu meinen diesbezüglichen Gedanken zu tippen.

Ja, aber was hat denn nun ein Smartphone – speziell das iPhone 4s oder eben das Samsung Galaxy S2 – mit der Wirtschaftslage zutun?

Jedes produzierte und verkaufte Wirtschaftsgut hat einen bestimmten Preis der sich entweder aus den Produktionskosten ergibt, oder aus der Nachfrage am Markt.  Je mehr dieses Gutes ein Unternehmen absetzt, desto mehr Gewinn kann es erwirtschaften. Vom Gewinn wiederum werden Materialien, Entwicklungskosten und Löhne für laufende Produktion und/oder neue Produktentwicklungen finanziert. Außerdem werden Rücklagen gebildet für schlechtere Zeit und unvorhersehbarer Forderungen etc. Erwirtschaftet ein Unternehmen also genug Gewinn und liefert Zahlen wie z.B. Apple ab, die da sagen, dass dieses Unternehmen die Umsatzgrenze von $ 100 Mrd. pro Jahr überschritten hat und für nächstes Jahr 120 Mrd. erwartet werden, der Gewinn ca. 26 Mrd. Dollar betragen soll, dann ist hier erfolgreich gewirtschaftet worden.

Eigentlich sagt diese Zusammenfassung doch schon aus, was ein Smartphone mit der Wirtschaft zutun hat. Es verschafft einem Unternehmen Umsatz, der wiederum zu Gewinn führen sollte. Dieser wird für neue Produkte investiert und fliest auch in Form von Löhnen an die Angestellten. Diese kaufen davon beliebige Produkte und verschaffen so weiteren Unternehmen solide Finanzgrundlagen, von denen weitere Löhne und neue Produkte finanziert werden können. Diese neuen Produkte werden dann wiederum von Menschen gekauft, die demnach wieder Geld investieren und den Konzern mit all seinen Mitarbeitern am Leben erhalten. Nebenbei zahlen Arbeitgeber wie Arbeitnehmer ihre Steuern an den Staat, der wiederum dafür sorgt, dass bestimmte Sozialleistungen davon gezahlt werden können, sollte ein Bürger und Arbeitnehmer einmal selbst nicht mehr in der Lage sein, dafür aufzukommen.

Theoretisch.

Praktisch hat irgend ein Unternehmer irgendwann erkannt, wenn er statt Metallschrauben nur noch Kunst- und Klebstoff benutzt, kann er günstiger produzieren und Geld sparen, was er sich in die eigene Tasche stecken kann. Dieser schlaue Fuchs hat dann irgendwann noch erkannt, dass er noch mehr Geld verdienen kann, wenn er die Ersparnisse auf seine Produkte überträgt, um so günstiger verkaufen zu können, was ihm mehr Kunden bescheren könnte. Recht hatte er. Warum soll man auch etwas teures kaufen, wenn man für weniger Geld das Gleiche anderswo bekommt? Das stieß natürlich anderen Firmenchefs sauer auf. Zum einen weil ihnen die Kunden davon liefen, zum anderen weil sie sich natürlich fragten, wieso ihr Konkurrent so günstig anbieten konnte. Nachdem sie herausfanden, wo er einspart, sparten auch sie ein. Erst einer, dann zwei, dann irgendwann alle. Die Kunden freuten sich. Warum hier teuer kaufen, wenn man dort auch günstig bekommt? Geiz ist geil. Die Kunden versuchten, immer noch günstiger zu kaufen. Die Hersteller versuchten dem Wunsch nachzukommen. Sie verkauften immer noch günstiger.
Irgendwann stellte der schlaue Kopf mit seinem Kunst- und Klebstoff fest, dass er an den Materialien nicht noch mehr sparen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass die Qualität der Produkte darunter so sehr leiden würde, dass die Menschen diese nicht mehr kaufen würden. Er investierte zuerst mehr Geld in die Forschung und Entwicklung, um schneller ein neues, besseres Produkt zu entwerfen, als die Konkurrenten. Damit die Menschen dies auch schneller mitbekämen, investierte er Geld in Werbung. Die Werbung sorgte dafür, dass die Menschen glaubten, sie könnten ohne die neuen, besseren Produkte nicht mehr leben und kauften diese.
Alsbald stellte der geschäftstüchtige Chef fest, dass auch dies nicht mehr ausreichen würde, um sich die Taschen noch voller machen zu können. Denn seine Konkurrenten taten es ihm gleich. Da fing der Chef an, Lohnerhöhungen zu streichen. Irgendwann strich er Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zum 25-jährigen Zugehörigkeitsjubiläum der Mitarbeiter gab es nur noch einen Korb mit Bio-Nahrungsmitteln anstelle eines Reisegutscheins über ein Wellnesswochenende in der Pfalz. Weil der Wegfall von Lohnerhöhungen jedoch nicht mehr ausreichte, musste er irgendwann die zu arbeitende Stundenzahl erhöhen. Natürlich ohne Lohnausgleich. Und weil es ihm wieder alle gleich taten, nahmen die Angestellten auch all dies hin. Denn mittlerweile hatten sie gelernt, wie schnell ihr Arbeitsplatz verschwunden sein konnte. Die Unternehmen, denen es früher noch so gut ging, die ja Millionen haben mussten, gingen Pleite. Allen Voran Automobilhersteller und Banken. Plötzlich konnte man froh sein, überhaupt Arbeit zu haben. Und weil auch mittlerweile wegen Arbeitsplatzwegfall der Staat zu spüren bekam, dass seine Ausgaben stiegen und Einnahmen sanken, erhöhte er die Steuern. Das gefiel natürlich niemandem, weil man doch so noch weniger Geld übrig behielt. Man war gezwungen zu sparen und noch günstiger zu kaufen bzw. zu produzieren. Unser schlauer Firmenchef kam allerdings irgendwann auf die Idee, dass er dem Staat doch sicherlich begreifbar machen könnte, die Steuern nur für die Menschen zu erhöhen, die seine Produkte kauften, nicht aber für seine Firma, die ja nun auch die Gewinne höher versteuern musste. Und so sagte er dem Staat, wenn er mehr Steuern zahlen müsse, könne er nicht mehr garantieren, so vielen Menschen Arbeit zu geben. Er würde Kündigungen aussprechen müssen und die Menschen wären auf Unterstützung vom Staat angewiesen. Also erhöhte der Staat die Steuern für den Unternehmer geringer, die für die Bürger jedoch etwas mehr als geplant. Und weil der Kopf vom Chef so klug war, lud er ab und an andere Firmenchefs ein und irgendwann luden sie zusammen Politiker mit ein, ein Wochenende mit ihnen zu verbringen. Auf Haiti. Dort ließ es sich schließlich ganz entspannt, fern der heimatlichen Probleme wie Arbeitslosigkeit oder zu hohen Löhnen nett reden. Und weil die Politiker merkten, dass alle Firmenchefs so nett zu ihnen waren, taten sie diesen auch immer wieder gerne einen Gefallen, wenn sie darum gebeten wurden.
Irgendwann stellten die ganzen Politiker aber fest, dass sie nicht mehr genug Geld hatten, alle Sozialleistungen zu finanzieren. So wurden diese einfach gekürzt. Als das nicht mehr ausreichte, wurde beschlossen, dass für Bildung durch den Staat nun zu zahlen sei. Diese Zahlungen verwehrten vielen Menschen bestimmte Bildungswege, so dass diese sich nicht weiterbilden konnten, um eine gut bezahlte Arbeitsstellen zu finden, von der sie ihre Familie ernähren können würden. Sie lernten daher etwas anderes und bekamen nur eine Arbeitsstelle mit knapp unterdurchschnittlicher Bezahlung. Und wegen der hohen Steuern und dem niedrigen Einkommen waren sie gezwungen, noch günstigere Güter kaufen zu müssen. Trotz allem wollten sie nicht auf die schönen Dinge des Lebens verzichten und kauften sich hin und wieder auch etwas, dass sie sich grade so leisten konnten. Sie sahen es als Belohnung für ihre harte Arbeit an, sich doch hin und wieder etwas zu gönnen. So ging es manchen Chefs auch wieder besser. Damit sich dies auch nicht so schnell wieder ändern würde, sagten sie den Politikern, würden sie nun mehr Steuern zahlen müssen, bestünde die Gefahr, Mitarbeiter kündigen zu müssen, um nicht ihre Firma schließen zu müssen um so zu verhindern, dass noch mehr Menschen arbeitslos würden.
Und weil die Politiker dies einsahen, erhöhten sie die Steuern für Unternehmen nicht oder nur sehr gering. Und weil sich diese Kündigungen vermehrten, gab es immer mehr Menschen, die wegen immer weniger Geld immer unzufriedener wurden. Sie glaubten den Politikern nicht mehr, was diese versprachen, sollten sie von den unzufriedenen Bürgern gewählt werden. Und so wählten immer mehr Menschen nicht mehr. Damit die Politiker aber das tun konnten, was notwendig war, versprachen sie den Menschen Dinge, die sie nach ihrer Wahl nicht mehr halten konnten oder gar nicht halten wollten. Deshalb wählten die Menschen noch weniger, weil sie sich belogen fühlten. Andererseits wählten sie auch keine Politiker mehr, welche die Wahrheit sagten. Nämlich das die Steuern erhöht werden müssten. Für die Arbeitnehmer, wie auch für die Arbeitgeber. Die Arbeitgeber konnten sich – wegen der vielen Gefallen, die sie den Politikern taten – besser gegen höhere Steuern behaupten, als die Arbeitnehmer. Die Unternehmer drohten, ihre Produktionsstätten in andere Gegenden zu verlegen, wo sie weniger Lohn zahlen müssten, was natürlich noch mehr Steuereinnahmen zunichte machen würde. Ebenso würden für den Staat die Ausgaben noch mehr steigen, weil noch mehr Menschen arbeitslos würden. Statt also die Menschen darauf einzuschwören, dass es nun unausweichlich an der Zeit sei, dass die Chefs und die Arbeitnehmer für ein paar Jahre den Gürtel enger schnallen müssten, um die Wirtschaftslage mit Reformen in der Familien-, Bildungs-, Finanz- und Rentenpolitik langfristig wieder zu verbessern, versprachen sie nur kurzfristige Ziele, die sie in einer Wahlperiode auch umsetzen konnten, um wieder gewählt zu werden. Dazu wurden diese Ziele meist mit unausgereiften Ideen umgesetzt, um überhaupt für die Bevölkerung spürbar gemacht zu werden.

Und so entstand das System, was wir heute in etwa überall auf der Welt wiederfinden können. Niemand ist mehr Bereit für seine Handlungen auch die Verantwortung zu übernehmen, was sich bei der Bankenkriese oder auch bei Politskandalen wie dem Staatstrojaner zeigte. Wir leben, denken und handeln nur noch kurzfristig und wundern uns über die Konsequenzen. Nachhaltiges Wirtschaften würde sicherlich zum Unwort des Jahrzehnts gewählt, wenn es nach den Wirtschaftsbossen ginge. Niemand ist mehr bereit, zu geben, um etwas an den aktuellen Zuständen zu ändern. Und so hat ein Smartphone stellvertretend für so ziemlich jedes andere Produkt etwas mit der aktuellen (Welt-)Wirtschaft zutun. Schuld und die Verantwortung daran tragen wir alle. Ohne Ausnahmen. Und es liegt nun auch genauso an uns allen, dies auszubaden und zu ändern. Den Anfang können wir selbst machen. Wir müssen wieder anfangen sozialgesellschaftlich zu denken. Wir müssen aufhören nur bis zur deutschen Bundesgrenze zu denken, nur an uns selbst zu denken. Wir müssen anfangen als Volk zu denken und zu handeln. Zum Wohle aller. Wir müssen bereit sein, den Gürtel enger zu schnallen und den Politikern die Chance zu geben, die Reformen auf den Weg zu bringen, welche die Rahmenbedingungen für eine bessere Zukunft schaffen können. Dazu müssen wir natürlich sparen. Aber wir müssen es sinn- und vor allem verantwortungsvoll tun und nicht um jeden Preis.

Mir ist bewusst, dass dieser Beitrag nicht mit harten Fakten unterlegt ist. Er soll auch viel mehr zu einer fruchtbaren Diskussion und zum Nachdenken anregen, als ein Sachbeitrag sein, der nur auf Zahlen beruht, von denen ich persönlich in solcher Hinsicht die Schnauze voll habe. Und mir ist auch klar, dass die Lösung wesentlich schwerer umzusetzen ist, als ich es hier geschrieben habe. Aber egal wie man es dreht und wendet: es liegt bei uns Arbeitnehmern und Wählern, langfristig etwas an unserer Situation zu ändern. Nehmt es als Denkanstoß, eure zukünftigen Ansprüche an Wirtschaft und Politik und vor allem an euer eigenes Handeln etwas genauer zu hinterfragen.

Bei Diskussion bitte ich allerdings eindringlich um Sachlichkeit. Egal ob hier im Blog, auf Facebook, oder in Google+. Ich freue mich über jeden Beitrag und werde auch keinen löschen!

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